Das Blatt der Schwarzen Johannisbeere (Ribes nigrum folium)

ribnigDie Schwarze Johannisbeere (sowohl die Frucht als auch die ganze Pflanze) ist bekannt wegen ihrer besonderen Inhaltsstoffe, die einen positiven Einfluss auf die Gesundheit haben [1]. In diesem Artikel werden wir vor allem auf die Wirkung der Ribes nigrum-Inhaltsstoffe bei chronischen Entzündungen eingehen, wie beispielsweise bei Entzündungen der Gelenke.

Geschichte

Dass ein Extrakt aus den Blättern der Ribes nigrum-Pflanze entzündungshemmende Inhaltsstoffe enthält, wurde zum ersten Mal in einer Studie aus dem Jahr 1989 mit Ratten festgestellt [2]. In der Einleitung zu dieser Veröffentlichung wird auf ältere Studien von 1908 und 1930 verwiesen, als die Blätter der Ribes nigrum bereits im Kampf gegen rheumatoide Arthritis, Gicht und Nierenprobleme eingesetzt wurden. Die Schwarze Johannisbeer-Pflanze ist also ein ‘alter Bekannter’ wenn es um die natürliche Bekämpfung von mit Rheuma in Zusammenhang stehenden Problemen geht.

Aus der traditionellen Heilkunde ist bekannt, dass die Blätter der Schwarzen Johannisbeere die Funktion der Nebennierenrinde stimulieren, sodass diese mehr entzündungshemmende Hormone produziert und für den Abbau von Harnsäure sorgt. Besonders bemerkenswert ist die positive Wirkung der Blätter der Schwarzen Johannesbeere bei Gichtbeschwerden (zu viel Harnsäure im Blut, wodurch Kristalle und andere Beschwerden entstehen).

Der Kern der Schwarzen Johannisbeere

Im Jahr 1993 wurde eine Studie über das Öl im Kern der Schwarzen Johannisbeere veröffentlicht [3]. Dabei zeigte sich, dass dieses Öl in vitro (also nicht im Körper, sondern in einem Reagenzglas) die Ausschüttung einiger Zytokine (IL-13, IL-1β en TNF-α) verringerte, und in vivo die Morgensteifheit von Versuchspersonen mit rheumatoider Arthritis verminderte [3]. Es hatte jedoch keine Auswirkung auf die Greifkraft der Hände und auf das Schmerzempfinden [3]. Aus einer systematischen Überprüfung ging jedoch hervor, dass das Kernöl der Schwarzen Johannisbeere durchaus einen positiven Einfluss auf Schmerzen und Einschränkungen bei rheumatoider Arthritis hat [4]. Dieses Öl enthält Gamma-Linolensäure (eine Omega-6 Fettsäure), die wahrscheinlich für die entzündungshemmende Wirkung mitverantwortlich ist, da sich nach der Umwandlung durch das COX-2 Enzym ‘gute’ Prostaglandine bilden.

Das Blatt der Schwarzen Johannisbeere

Spätere Studien zeigten, dass das Blatt der Schwarzen Johannisbeere Stoffe enthält, die bei Arthrose-Patienten eine entzündungshemmende und schützende Wirkung haben. Diese ‘Proanthocyanidine’ lassen sich in zwei Klassen einteilen:
–          ‘Prodelphinidine’, die aus Gallocatechinen und Epigallocatechinen aufgebaut sind [1,5]
–          ‘Procyanidine’, die zum größten Teil aus Catechinen bestehen

Procyanidinen wurde schon früher eine entzündungshemmende Wirkung nachgesagt; auch wenn die Herkunft der Procyanidine bei früheren Studien nicht das Blatt der Schwarzen Johannisbeere war, sondern grüner Tee [6] und eine Nadelbaumart (Pinus pinaster) [7].

Auch bei Versuchen mit Ratten, also in vivo, erwiesen Proanthocyanidine sich als wirksam im Kampf gegen Entzündungen [8]. So wurde die Bildung von Ödemen bei einer Entzündung in den Händen um 60 % verringert und die Exsudatmenge bei einer Lungenfellentzündung konnte durch orale Einnahme von Proanthocyanidinen um 48 % verringert werden [8]. Auch die Anzahl von Entzündungszellen, die durch die Reaktion angezogen wurden, war eindeutig niedriger, was sich mit einer vergleichbaren Abnahme des Stoffes, der diese Zellen anzieht (CINC-1) unter Einfluss der Proanthocyanidine [8] erklären ließ. Auch die Zytokine TNF-α und IL-1β, sowie die Nitrit- und Nitratniveaus wurden in geringerem Maße produziert, während die Zytokine IL-6 und IL-10 nicht von den Proanthocyanidinen beeinflusst wurden [8]. Die allgemeine Wirkung der Proanthocyanidine auf das entzündete Lungenfell war positiv: das wurde in einer histologischen (mikroskopischen) Kontrolluntersuchung bestätigt [8].

Ein anderer Hemmungsmechanismus

Da bei allen Experimenten ein Vergleich mit Indomethacin (ein NSAID) durchgeführt wurde, konnte man die abschließende Folgerung ziehen, dass Proanthocyanidine eine entzündungshemmende Wirkung haben, die weniger stark ist als die der NSAIDs und auch auf eine andere Art zustande kommt [8]. Die Ursache ist möglicherweise eine selektive Hemmung von COX-2 im Verhältnis zu COX-1 [5]. Es könnten jedoch auch andere Mechanismen bei der entzündungshemmenden Wirkung von Proanthocyanidinen eine Rolle spielen. So stellte sich bei einer Nachuntersuchung der gleichen Forschungsgruppe heraus, dass Proanthocyanidine dafür verantwortlich sind, dass sich an den Wänden der Blutgefäße weniger Adhäsionsmoleküle (ICAM-1 und VCAM-1) für Zellen des Abwehrsystems befinden [9]. Dadurch wird ein ‘Festkleben’ dieser Zellen an der Blutgefäßwand und somit auch die anschließende Migration von Entzündungszellen zum Entzündungsherd verhindert, wo sie die Entzündung verstärkt hätten.

Schlussfolgerung

Auch wenn noch keine Studien mit Stichprobenkontrollen mit einem Extrakt der Blätter der Schwarzen Johannisbeeren bei Patienten mit Gelenkproblemen durchgeführt wurden, gibt es überzeugende Hinweise auf die entzündungshemmende Wirkung von Proanthocyanidinen. Da der Hemmungsmechanismus anders ist als bei den NSAIDs, können Ribes nigrum-Blätter einen zusätzlichen Beitrag zur Behandlung chronischer Entzündungskrankheiten leisten.

Das gilt auch für die Kombination von Proanthocyanidinen mit flüssiger Grünlippmuschel und Curcumin. Gemeinsam sorgen diese natürlichen Inhaltsstoffe für eine effektive Hemmung der chronischen Entzündungen, wie bei Arthrose und rheumatoider Arthritis.

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[1] Gopalan, A.; Reuben, S.C.; Ahmed, S.; Darvesh, A.S.; Hohmann, J.; Bishayee, A. (2012) The health benefits of blackcurrants. Food & Function 3;795-809.
[2] Declume, C. (1989) Anti-inflammatory evaluation of a hydroalcoholic extract of black currant leaves (Ribes nigrum). Journal Ethnopharmacology 27;91-98.
[3] Watson, J.; Byars, M.L.; McGill, P.; Kelman, A.W. (1993) Cytokine and prostaglandin production by monocytes of volunteers and rheumatoid arthritis patients treated with dietary supplements of blackcurrant seed oil. Rheumatology 32;1055-1058.
[4] Cameron, M.; Gagnier, J.J.; Chrubasik, S. (2011) Herbal therapy for treating rheumatoid arthritis. Cochrane Database Systematic Reviews 1;CD002948.
[5] Garbacki, N.; Angenot, L.; Bassleer, C.; Damas, J.; Tits, M. (2002) Effects of prodelphinidins isolated from Ribes nigrum on chondrocyte metabolism and COX activity. Naunyn-Schmiedeberg’s Archives of Pharmacology 365;434-441.
[6] Haqqi, T.M.; Anthony, D.D.; Gupta, S.; Ahmad, N.; Lee, M.S.; Kumar, G.K.; Mukhtar, H. (1999) Prevention of collagen-induced arthritis in mice by a polyphenolic fraction from green tea. Proceedings of the National Academy of Sciences of the USA 96;4524-4529.
[7] Blaszo, G.; Gabor, M.; Rohdewald, P. (1997) Antiinflammatory activities of procyanidin-containing extracts from Pinus pinaster Ait. after oral and cutaneous application. Pharmazie 52;380-382.
[8] Garbacki, N.; Tits, M.; Angenot, L.; Damas, J. (2004) Inhibitory effects of proanthocyanidins from Ribes nigrum leaves on carrageenan acute inflammatory reactions induced in rats. BMC Pharmacology 4;25.
[9] Garbacki, N.; Kinet, M.; Nusgens, B.; Desmecht, D.; Damas, J. (2005) Proantocyanidins, from Ribes nigrum leaves, reduce endothelial adhesion molecules ICAM-1 and VCAM-1. Journal of Inflammation 2;9.

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